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Update aus Äthiopien: Lions besuchen Agroforst-Projektstandorte
Alles begann im Mai 2019 mit einem Vortrag des Zukunftsforschers Prof. Franz Josef Radermacher beim Lions Club Hochheim-Flörsheim: „Der Klimawandel führt zu Wetterextremen in Afrika und vertreibt Menschen aus ihren Häusern. Die afrikanische Bevölkerung wird sich bis 2050 verdoppeln – auf 2,4 Milliarden Menschen – diese Menschen brauchen Arbeit und Nahrung“, sagte Radermacher. Seine Ausführungen motivierten die anwesenden Lions dazu, ein Agroforst-Projekt in Afrika zu entwickeln.
IPGRV Jürgen Waterstradt und Hans-Ulrich Hartwig initiierten das Projekt in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Deutschen Lions. Mit Unterstützung der Antonia Ruut Stiftung, eingeworbenen Spendengeldern vor allem aus dem Lions-Distrikt MN und umfangreichen Förderungen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) konnte das Projekt Ende 2020 starten. Prof. Radermacher übernahm dabei die Schirmherrschaft.
Die Ziele des Projekts
Im Süden Äthiopiens – in der ländlich gelegenen Stadt Gidole und dem fünf Kilometer entfernten Dorf Gamole – verbessert das Lions-Projekt die Ernährungssituation und die Lebensbedingungen von 7.000 Kleinbauern und ihren Familien durch höhere Ernteerträge. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Vermittlung nachhaltiger Anbaumethoden, auf der Diversifizierung der Nahrungspflanzen sowie auf einer wasserspeichernden Bodenmodellierung („Permaculture Gardens“). Auf landwirtschaftlich genutzten Böden gepflanzte Obstbäume bringen zusätzliches Einkommen und sorgen für die Beschattung der Anbaufläche. Durch die großflächige Anpflanzung geeigneter einheimischer Baumarten werden zudem der Wasserhaushalt sowie das Mikroklima im Projektgebiet langfristig verbessert.
Agroforst-Projekt verbucht zahlreiche Erfolge
Am 3. November 2023 wurde eine Reisegruppe der Lions herzlich von der örtlichen Organisation Gardula People‘s Development Association (GPDA) und dem Projektleiter Dr. Amanuel Samuel in Äthiopien empfangen. Nach drei Jahren Projektlaufzeit konnten sich die Lions von den deutlichen Fortschritten und Erfolgen im Agroforstprojekt überzeugen: In Gidole besuchten sie den großen Demonstrationsgarten, in dem das Agroforst-Konzept beispielhaft umgesetzt wurde und nun Kleinbauern trainiert werden. In 17 Farmer-Trainingszentren und 8 Baumschulen wurden wasserhaltende Pflanzungen vorgenommen sowie eine Fülle von Setzlingen (Avocado, Kaffee, Papaya) herangezogen und den Bauern zur Verteilung und zum Verkauf angeboten. Leider wurden im Rahmen von lokalen Unruhen in Äthiopien Gebäude in einem Trainingszentrum und in einer Baumschule zerstört. Erfreulich dagegen: Zur Motivation der Kleinbauern haben sich „Modellfarmer" entwickelt, die auf ihrem Grundstück durch das Agroforst-System gute Ernteerträge bei Obst und Gemüse erzielen und dadurch als Vorbild für andere dienen. Einer dieser Farmer zeigte der Reisegruppe seinen Garten, ein grünes Paradies inmitten der Stadt Gidole.
Die Lions ließen sich von nächtlichem Starkregen, der sogar die Dächer der Unterkünfte durchdrang, und matschigen Straßen nicht abhalten, auch das Herzstück des Projekts zu besuchen, das in Gamole entstandene 80 Hektar große Trainingszentrum. Jeder der vier in der Region ansässigen Volksstämme ist hier mit einem regionstypischen Haus vertreten. Begrüßt wurden die Lions deshalb auch mit traditionellen Tänzen und lokalen Gerichten wie dem Injera-Fladenbrot aus Teff-Mehl. In Zukunft sollen in diesem Zentrum Trainingsteilnehmer aus dem ganzen Land auch übernachten können, denn in großem Maßstab präsentiert und schult die GPDA hier Aufforstungen und wasserhaltende Anpflanzungen. Im Bereich Rinderzucht und Imkerei erhielten sogenannte „Entrepreneurs“ Konzessionen für ihre Arbeit, die durch die Pacht dauerhaft Einnahmen für das Projekt erbringen. Als Abschluss des Besuchs in Gamole pflanzten die Lions gemeinsam mit den GPDA-Kolleginnen und -Kollegen Bananenstauden, aus denen sich ein „Lions-Bananenwald“ entwickeln wird.
In der Hauptstadt Addis Abeba konnte die Lions-Gruppe in der Deutschen Botschaft unter anderem mit Botschafter Stephan Auer übergreifende Fragen zu Äthiopien erörtern und das Lions-Projekt vorstellen. Beim anschließenden Treffen mit äthiopischen Lions wurden gemeinsame Projekte besprochen. Für die Lichtblicke-Augenklinik wurde bereits im Juni 2023 der Grundstein gelegt, ein Kinderkrebsheim soll erweitert werden.
Die künftige Lions Distrikt-Governorin Dr. Bettina Wolf betonte, dass in ihrer Amtszeit (2025/2026) Afrika der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten sein wird. Insgesamt trug die Reise zum besseren Verständnis der Lage vor Ort und zur freundschaftlichen Verbindung mit dem Agroforst-Projekt bei. Die Lions werden diese Verbindung gerne aufrechterhalten und sich weiter in Afrika engagieren.